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RFID versus Barcode
Thomas Heijnen,
Sales und Marketing Management RFID Konsortium
„Die Kunst ist es, das Beste aus beiden Welten effizient zu nutzen.“
Heute möchte ich eine wichtige Frage mit Ihnen teilen, die man uns nahezu vor jedem Projekt stellt: „Müssen wir denn jetzt unsere Barcode Kennzeichnung komplett durch RFID-Etiketten ersetzen?“ Die Antwort überrascht den Kunden, wenn wir sagen: „Nein. Müssen Sie nicht.“ „RFID versus Barcode“ – ist kein Battle, bei dem der Stärkere gewinnt. Vielmehr geht es um die sinnvolle Kombination beider Technologien, dabei stehen Kostenaspekte und die Zielsetzung des Kunden im Vordergrund.
Das Beispiel: Ein mittelständischer Komponentenzulieferer
Neulich war ich bei einem mittelständischen Zulieferer für Robotik-Komponenten. Im Teilelager nutzt der Betrieb, wie viele andere auch – ganz klassisch den Barcode als Kennzeichnungstechnologie. Aufgrund des internationalen Wettbewerbsdrucks sieht sich die Geschäftsleitung aktuell gezwungen, logistische Prozesse effizienter, fehlerfreier und wirtschaftlicher aufzustellen. Und wie fast überall, geht es darum Kosten zu senken und Fehler zu reduzieren. Dabei stehen alle Prozesse innerhalb der Lieferkette vom Lieferanten bis zum Endprodukt auf dem Prüfstand. Nationale und internationale Kunden erwarten die Einhaltung von Lieferzusagen und die Rückverfolgbarkeit der verarbeiteten Teile. Außerdem möchte das Unternehmen die Behälterkreisläufe zwischen seinen Standorten und auch für die Auslieferung zu den Kunden digital kontrollieren, um Materialverluste zu minimieren.
Passt die Barcode-Technologie allein noch zur Zielsetzung?
Im Gespräch wird schnell klar, das ist eine Zielsetzung, bei der eine reine Barcode Kennzeichnung an ihre Grenzen stößt, aber nicht zwangläufig komplett abgelöst werden muss. Die Kunst ist es, das Beste aus beiden Welten effizient zu nutzen. Parallel werden kostengünstige Barcode-Etiketten und RFID-Transponder inkl. Reader als digitale Schlüsseltechnologie genutzt, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Der Geschäftsführer erzählt mir im Termin, dass alle Teile, Halbfertig- und Fertigkomponenten heute mit Barcode-Etiketten gekennzeichnet sind. Das ist eine günstige Methode der eindeutigen Identifizierung, erfordert aber auch den Einsatz von manuellen Scan-Vorgängen, immer mit Sichtkontakt. Es kann passieren, dass einige Etiketten schlecht lesbar sind, weil sie z.B. verschmutzt, beschädigt oder Sichtlinienprobleme haben. Dann kann der Strichcode nicht mehr korrekt gelesen werden und verursacht manuellen Mehraufwand.
RFID hingegen basiert auf der drahtlosen Funkwellen-Kommunikation und eignet sich für die Erfassung von gleichzeitig mehreren Objekte aus der Ferne, ohne Sichtkontakt und der Automatisierung zahlreicher Logistikprozesse.
Wann macht RFID Sinn?
Track & Trace von Teilen oder auch Behältermanagement in zirkulären Prozessen ist mit der Barcode-Technologie nicht möglich. Spätestens, wenn es darum geht, Prozesssicherheit sicherzustellen, um bspw. im Warenausgang keine Fehler zu produzieren, ist RFID die optimale technologische Ergänzung.
Die Kennzeichnung muss dabei nicht auf Artikelebene erfolgen – das kann in einigen Fällen unwirtschaftlich sein. Wohl aber können RFID Transponder an Ladungsträgern, Gebinden oder Paletten eine Einheit von mehreren Artikeln zusammenfassen, die digital als solche jederzeit getrackt werden können. Teile und Komponenten, werden mit ihrem Barcode z.B. über den RFID Transponder des Behälters verknüpft. So kann jeder im Shopfloor und auch zwischen einzelnen Standorten verfolgt werden. Der Behälterstatus (Auftrag aktiv, verfügbar, in Reinigung, etc.) ist jederzeit sichtbar und kann an übergeordnete Systeme weitergegeben werden. Der Endkunde kann durch diese Transparenz über den Status seines Auftrages informiert werden. Ein digitaler Service zur Kundenbindung, der immer beliebter wird.
Warum ist die Kombination Barcode und RFID sinnvoll?
In der Regel empfehlen wir solche „Zwidderlösungen“, d.h. Kombination beider Technologien, weil sie unter Kosten-Nutzen Aspekten für viele Kunden sinnvoll ist. So auch im Fall des Robotik-Zulieferers. Einen Großteil seiner Teile werden ihm schon mit der Barcode Kennzeichnung geliefert. Das ist günstig und funktioniert i.d.R. einwandfrei.
Wie sich bei der Projekt-Definition herausstellt, sollen eine Vielzahl von Prozessen fehlerfrei abgebildet werden, das bedeutet RFID ist ohnehin die Wahl bei: Optimierter Nachschubsteuerung, lückenlosem Track&Trace, Lagerungsprozessen, fehlerfreiem Warenein- und Warenausgang, Qualitätssicherung, automatisierter Überwachung und Instandhaltung, sowie Echtzeit Bestandsgenauigkeit und der digitalen Permanentinventur.
Zirkuläre Prozesse, wie sie beispielsweise der Digitale Produkt Pass vorschreibt, lassen sich mit RFID ebenfalls realisieren.
Diese umfassende, verbesserte Prozessqualität hat auch im Beratungstermin beim genannten Robotik Komponentenhersteller den Aha-Effekt ausgelöst. Die sichtlose, kontaktlose, automatisierte Erfassung, z.B. beim Versand in Sekunden, ohne manuellen Aufwand, bei der der Vorgang schnell, fehlerfrei und personalentlastend passiert, wolle man in jedem Fall angehen. Mit der RFID-Gate Technologie, als bewährte Technologie an Verladetoren passiert dies vollautomatisch. Dazu zeige ich dem Geschäftsführer das Anwendungsvideo im Auslieferungslager der Rent.Group.
„Für uns ist wichtig, unsere Artikelkennzeichnung mit Barcodes
weiterhin zu nutzen. Es wäre zu teuer, alle Teile
mit einem RFID Etikett auszustatten. Wenn es aber um Prozesse zu Lieferanten und
Kunden geht, zahlt sich die Investition
in eine RFID-Infrastruktur für uns schon im 1. Jahr aus.“
Geschäftsführer im Ersttermin, Robotikzulieferer (anonoym)
Prozesse im Griff bei positivem ROI
Jetzt mal konkret. Wie bringt man „Barcode und RFID“ zusammen? Am Anfang steht immer die Frage: Was will der Kunde erreichen? Dazu prüfen wir, welche Technologie die beste ist, um dieses Ziel umzusetzen. Danach folgt die Wirtschaftlichkeitsanalyse. Wir untersuchen für unsere Kunden, das Kosten-Nutzen Verhältnis: Wo ist die Barcode Kennzeichnung wirtschaftlicher und wie kann eine RFID-Infrastruktur in Hinblick auf die Zielsetzung helfen. Wir evaluieren die Anschaffungskosten für RFID-Lesepunkte und RFID- Transponder. Evt. ist dabei der Einsatz von hybriden, mobile Lesegeräten, die sowohl Barcode als auch RFID lesen können, wirtschaftlicher.
Für eine schnelle Kennzeichnung mit RFID Etiketten nutzen wir unsere Slap und Chip Methode, bei der ein Objekt in wenigen Sekunden mit einem RFID Tag gekennzeichnet wird. Wir können so schon im laufenden Projekt dem Kunden erste Effekte „live“ zeigen.
Für die automatisierte Datengenerierung definieren wir Schnittstellen zur Datenübergabe, z.B. an WMS, ERP oder andere Systeme. Wir beraten in punkto Skalierbarkeit und Wartung. Bezüglich RFID Tags und Reader sind wir herstellerunabhängig und beraten unsere Kunden nach Nutzen-Kostenaspekten.
Fazit: Der Barcode ist klassisch und günstig. RFID liefert Bestandsgenauigkeit, Authentifizierung, Seriennummern, Tracking über den Lebenszyklus u.vm. Beide funktionieren wunderbar als sich ergänzendes Duo.
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