Interview

„Herr Steickert, mal ehrlich, gab es dieses Jahr überhaupt eine digitale Aufbruchsstimmung?“

Veröffentlicht am: 18. Dezember 2024Von


Tino Steickert,
Geschäftsführer RFID Konsortium

Das Wirtschaftsjahr 2024 wurde allgemein als nicht gut beurteilt. Die Wirtschaft stagniert. Hr. Steickert, mal ehrlich, gab es überhaupt eine digitale Aufbruchsstimmung? Wie haben Sie die Herausforderungen bei Ihren Kunden wahrgenommen?

Ja, es stimmt. Die Stimmung ist nicht berauschend. Aber dennoch sehen wir, dass der Bedarf an Projekten weiterhin vorhanden ist. Auch wenn sich die Umsetzung für das ein oder andere Projekt verschiebt, finden doch immer Evaluierungen statt. Seit November ziehen die Anfragen auch wieder an. Besonders beim Thema Behältermanagement. Da geht es um Genauigkeit für die Planung und Transparenz – man will wissen, wie viele Behälter stehen für die Produktion zur Verfügung. Vor allem will man sie nicht immer nachkaufen müssen. Außerdem sollen die Behälter auch von Lieferanten und Kunden automatisiert zurückgeführt werden. Das gleiche gilt für den innerbetrieblichen Werksverkehr. Wir sehen, dass viele Firmen die Digitalisierung intern unbeirrt weiter vorantreiben.

Viele Unternehmen hatten bzw. haben die Absicht den Automatisierungsgrad Ihrer Prozesse zu erhöhen. Welche Projekte konnten Sie 2024 realisieren, welche nehmen Sie mit ins neue Jahr?

Wir haben dieses Jahr ein wichtiges Projekt in der Pharmaindustrie erfolgreich abgeschlossen. Von Seiten des Kunden sind neue Forschungsgebäude geplant. Sobald diese fertiggestellt sind, geht das Projekt in die nächste Phase. Dann werden wir auch dort unsere RFID-Installationen einbringen. Das Pharma-Unternehmen möchte seine Digitalisierungsstrategie weiter vorantreiben und unser RF KonSys Track& Trace Modul auch in diesen neuen Forschungslaboren nutzen.

Bei einem anderen Kunden aus der Event-Dienstleistung geht es auch weiter. Wir bekommen auch Anfragen von Firmen aus dem Bereich Licht- und Tontechnik. Dort geht es auch ganz klassisch um Lager- und Auftragsverwaltung, Kommissionierung, Auslieferung und Rückholung. Track & Trace ist auch hier das große übergeordnete Thema im Event-Bereich. Was zur Eventlocation geliefert wurde, soll natürlich auch zurück kommen. Verluste und Extra-Fahrten müssen minimiert werden. Vielen Kunden geht es hier um die komplette Abbildung Ihres Kreislaufes.

In welchen Branchen ist der Druck besonders hoch? Für wen wäre die RFID-Technologie eine Chance für mehr Effizienz und Wettbewerbsstärke?

In allen Branchen hapert es häufig in der Logistik. Viele Firmen haben klassisch Barcode im Einsatz. Doch in der Praxis ist es oft so, dass Paletten und Kartons aus einer Lager-Bereitstellungsgasse aus Platzgründen umgeparkt werden. Die Folge ist eine Fehlbereitstellung und eine Fehlzuordnung. Die falsche Ware geht auf den LKW. Die Spur der Ware, die ursprünglich auf eine andere Bereitstellungszone gebucht war, verliert sich. RTLS als Ortungstechnologie kann hier Abhilfe schaffen. Paletten, Kartons oder Ladungsträger können mit RTLS schnell in Echtzeit lokalisiert, d.h. ohne Suchaufwand gefunden werden. Suchzeiten und Verluste zu minimieren, das ist das Anliegen vieler Entscheider. Das wenige Personal soll ja für eigentliche Arbeiten eingesetzt werden.

Wo drückt Ihren Kunden aktuell der Schuh am meisten?

Fehlende Transparenz ist immer das große Thema. Wenn einer den Karton wegnimmt, dann ist er weg. Es ist zeit- und personalaufwendig, produzierte Sachen wiederzufinden. Wo steht die Ware in der Produktionshalle ? Und wo steht sie in der Logistik? Da fließt viel Zeit und Manpower rein. Beides haben die Firmen nicht. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sehen viele die Notwendigkeit, Abläufe zu digitalisieren. Das würde helfen, mit der Manpower, die man zur Verfügung hat, die Aufgaben zügig zu bewältigen.
Diese Intransparenz ist teilweise so extrem, dass Dinge, die nicht gefunden werden, extra nachproduziert werden. Das bedeutet überflüssige Mehrkosten und auch höhere Transportkosten, die ohnehin gestiegen sind. All das, geht zu Lasten der Marge. Wenn man mit der Produktions- oder Logistikleitung spricht, dann drückt der Schuh hier am meisten.

Die Medien berichten, dass viele Investitionsvorhaben „auf Eis“ gelegt wurden. Viele Entscheider wollen erst mal die wirtschaftliche Entwicklung und auch neue politische Rahmenbedingungen abwarten. Können Sie diese abwartende Haltung auch beobachten und ist sie ratsam?

Ja, wir sehen, dass Entscheider sich abwartender verhalten. Doch eine Evaluierung, im Sinne einer Machbarkeitsanalyse oder wie wir sagen Proof-of-Concept, dürfen wir weiterhin durchführen. Die Bereitschaft von vornherein in komplette Systeme zu investieren, hat sich verändert. Kunden wollen jetzt erst Zahlen haben, die belegen, dass die Investition sich auch lohnen wird. Die ROI-Betrachtung am Anfang ist also wichtiger denn je. Man will auf der einen Seite sicher sein, dass die Lösung auch den gewünschten Erfolg bringt, z.B. den Personalmangel auszugleichen und andererseits sich schnell amortisiert. Wir bieten den Proof-of-Concept auch an, weil er keine Einstiegshürde darstellt. Er ist ohne Risiko.

Ein anderer sehr schneller und kostengünstiger Einstieg, ist unsere „Slap and Chip“-Lösung. Das ist der schnellste Umstieg von Barcode auf RFID in nur 3 Schritten: 1. Barcode wird gescannt, 2. RFID-Etikett wird gedruckt 3. RFID Etikett wird aufgeklebt. Das Aufbringen kann sowohl manuell oder über einen Applikator passieren. Die hinterlegte Codierung ist eindeutig. Alle anderen manuellen Prozesse fallen dann weg und durch die RFID-Kennzeichnung kann man sofort über verschiedene RFID-Lesepunkte arbeiten. Für Kunden, die so einen schnellen Einstieg wünschen, bieten wir auch ein mobiles RF KonSys Gate an. Es hat den Vorteil, das es an verschiedene Verladetore geschoben und flexibel genutzt werden kann.

Sie haben dieses Jahr 9 Module auf den Markt gebracht, die verschiedene Prozesse in Logistik und Fertigung automatisieren und digitalisieren. Was ist Ihr Plan für 2025?

Wir planen unsere Module weiter zu standardisieren. Die Weiterentwicklung unseres Machine Learning Gates, das wir auf der LogiMAT 2025 vorstellen werden, steht auch im Fokus. Wir planen die Datenmodelle weiter auszubauen. Der Vorteil für den Kunden: Es fällt kein Aufwand mehr für das Einmessen von Artikeln an. Wir wollen hier auch eine Vorreiter-Rolle mit der KI-Gate Lösung einnehmen.
Dann haben wir eine spannende Projekt-Anfrage aus den USA. Wir stellen fest, dass gerade in Amerika ein regelrechter Boom auf die RFID-Technologie eingesetzt hat. Das verfolgen wir mit Spannung und freuen uns, dass wir auch in internationalen Projekten mit unserem Know-How angefragt werden.

Mit welchem Gefühl gehen Sie ins neue Jahr?

Positiv. Wir schauen nach vorne. Der Bedarf ist da. Die Anfragen sind da. Wir sind bei interessanten Ausschreibungen mit dabei. Durch unser Partnernetzwerk und Mund-zu-Mund Empfehlungen konnten wir entgegen dem Trend 2024 unsere Ziele erreichen und sogar übererfüllen. Wir haben uns gerade räumlich vergrößert und planen dies auch personell zu tun. Wir sind sicher, dass die Investitionszurückhaltung sich im Laufe des nächsten Jahres auflösen wird. Wir blicken zuversichtlich ins neue Jahr.

Herr Steickert, vielen Dank für das Gespräch.

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