Flughafen Gepäckabfertigung
23 Millionen verlorene Koffer – Ärger, der vermeidbar wäre
Verständlich, dass ein Urlauber sauer ist, wenn sein Koffer nicht mit ihm am Urlaubsort ankommt. Mit diesem Ärger ist er nicht alleine. 23 Millionen Passagiere warten jährlich vergebens nach ihrem Flug am Kofferband auf ihr Gepäck. Ein unnötiges Problem, wenn man bedenkt, dass es Technologien gibt, die den Gepäckverlust sicher verhindern könnten. Und es an einigen Flughäfen auch tun. Vor dem Hintergrund des großen wirtschaftlichen Schadens für die Airlines sollte die Motivation groß sein, diesen Dauerbrenner unter den Passagier-Beschwerden abzustellen. Über die genaue Höhe der Gesamtkosten schweigt die Branche. Klar ist, die Kosten setzen sich durch fehlerhafte Prozesse, Flugverspätungen und Schadensersatzzahlungen zusammen. Sicherlich ein dreistelliger Millionenbetrag. Nicht zu beziffern ist dabei der zusätzliche Imageschaden der Airlines und Airports.
Check-in – Von Anfang an alles richtig machen
Voraussetzung für eine lückenlose Echtzeit-Gepäckverfolgung ist der korrekte Start beim Check-in. Klassisch ist die Kennzeichnung des Gepäcks mit einer Kofferbanderole, die eine 10-stellige Licence Plate Number (LPN) als 1D-Barcode enthält. Enthält dieselbe Banderole zusätzlich einen RFID-Transponder kann das Gepäckstück auch ohne Sichtkontakt und über größere Entfernung eindeutig identifiziert werden. Großer Vorteil gegenüber Barcode ist die Erfassungsgeschwindigkeit und die Speicherung weiterer Daten auf dem RFID-Tag. So können beispielsweise flexibel weitere Daten während der Reise hinzugefügt werden. Wenn ein Passagier seinen Anschlussflug verpasst, sendet die Airline die neuen Flugdaten auf den RFID-Transponder des Koffers, um ihn korrekt zu routen. Auch der Fluggast erhält wiederum diese aktualisierte Information.
Strategische Lesepunkte für das lückenlose Track & Trace
Jeder Koffer wird vom Check-in bis zur Verladung auf der gesamten Förderstrecke mehrfach gescannt. An neuralgischen Punkten kommt RFID zum Einsatz, um auf dem kompletten Transportweg sicher Fehler zu vermeiden. Strategische Lesepunkte sind dabei:
1. Der Check-in, 2. Beim Verladen auf den Gepäckwagen, 3. Beim Verladen ins Flugzeug , 4. Beim Entladen der Koffer aus dem Flugzeug am Zielort. Jede dieser Stationen auf dem Beförderungsweg des Koffers kann dem Passagier als Echtzeitdaten auf sein Smartphone gepusht werden.
Koffer ohne Passagier
Ein weiterer Aspekt ist die Flugsicherheit. Sollte ein auf einer Maschine gebuchter Passagier, dessen Koffer bereits verladen wurde, nicht an Bord gehen, muss der Koffer wieder ausgeladen werden. Ein Koffer, der normalerweise nur mit einer Barcode Banderole versehen ist, kann nur mit hohem personellen und manuellen Zeitaufwand im Frachtraum der Maschine gefunden werden. Dies geschieht unter hohem Zeitdruck. Schließlich soll es zu keiner Abflugverspätung kommen. RFID Lesegeräte identifizieren ohne Sichtkontakt und auf eine Reichweite von mehreren Metern exakt das gesuchte Objekt. Mit der RTLS Ortungstechnologie ist sogar eine Lokalisierung auf 25 cm möglich. Eine effiziente, schnelle und sichere Art Objekte zu finden.
Gepäckwagen und Koffer: „Frisch verheiratet“
Nach dem Check-in nehmen die Koffer ihren Weg über Förderbänder, passieren Sicherheitskontrollen, bevor sie auf Gepäckwagen verladen werden. Ziel: Alle Koffer jetzt zur richtigen Maschine befördern. Ist der Gepäckwagen mit einer RFID-Antenne ausgestattet, kann diese alle RFID getaggten Koffer in Sekunden auf einmal erfassen, im System für diese Station melden/buchen und den Bestimmungsort verifizieren. Dabei kann der Gepäckwagen, wie klassische Ladungsträger in der Logistik auch, mit allen zu transportierenden items als digitale Einheit verheiratet werden, d.h. das Transportvehikel und das Einzelobjekt enthalten identische Daten zu Flugnummer, Bestimmungsort, Zeitstempel etc. Im Falle eines menschlichen Fehlers würden dem Ground Operations-Fahrer über sein Fahrzeugterminal eine entsprechende Fehlermeldung ausgegeben. Ein potentieller Fehler kann also korrigiert werden, bevor er entsteht. Natürlich werden auch Daten zur Vollständigkeit aller Koffer für diesen Flug übergeben, damit kein Gepäckstück am Abflugort vergessen wird. Eingangs- und Ausgangsgates mit Rain RFID Antennen und entsprechend großer Lesereichweite stellen eine vollständige Erfassung sicher.
Bevor die Gepäckwagen aufs Vorfeld fahren, durchfahren sie ein RFID Gate, das mit Richtungserkennung sicherstellt, dass alle Koffer auf das richtige Fahrzeug gehen. Zusätzlich kann eine RFID Antenne am Förderband der Maschine selbst, den wichtigsten Verladepunkt, nämlich in den Frachtraum der Maschine absichern. An das übergeordnete System wird nach Verladung die Buchung gemeldet: Koffer befindet sich auf dieser Maschine.
Gutes Gefühl: Passagiere wissen jederzeit wo ihr Gepäck ist
Noch bevor der Fluggast die Gepäckausgabe am Zielort erreicht, wird ihm eine Meldung auf sein Smartphone gepusht, dass sein Koffer in wenigen Minuten zum Gepäckband gebracht wird. Eine vertrauensbildende Maßnahme für ein positives Reiseerlebnis. RFID-Lesestationen übermitteln exakte Positionsdaten in Echtzeit zu individuellen Gepäckstücken. Ein wesentliche Verbesserung des Kundenservices. Selbst für den Fall, dass doch ein Koffer irgendwo verloren geht, kann er so zügig lokalisiert werden.
Um die Datenschutzauflagen einzuhalten, werden über die Tags keine personenbezogenen Daten gespeichert und der Koffer kann nach der Ausgabe auch nicht weiterverfolgt werden. Technisch wird der RFID-Tag ab diesem Zeitpunkt unbrauchbar, selbst dann, wenn er vom Passagier nicht über die Kofferbanderole entsorgt werden sollte.
Vorteile einer RFID-basierten Gepäckverfolgung
- Positive Passagier Erfahrung
- Die Automatisierung entlastet Ground Personal (Mehrwert bei Personalengpässen)
- Weniger Reklamationsstress für Mitarbeiter
- Kein Imageverlust Airline und Flughafen
- Kosteneinsparung für Wiederfinden und verspätete Zustellung
- Digitalisierung erhöht Wirtschaftlichkeit für Airline und Airport
- Weniger Verspätungen durch Gepäckstaus und Abflugzeiten
Lösung Szenario für Airports
- Gepäckabfertigung: Parallele Nutzung von Barcode und RFID auf einer Gepäckbanderole
- Ersterfassung Barcode und RFID-Chip durch automatisierte Lesung am Check-in
- Lückenlose Verfolgung innerhalb des Flughafens bis zu Maschine und am Ankunftsort
- Investitionsschutz für bestehende Barcode-Infrastruktur
- Minimale Prozessanpassung für Mitarbeitende
Fazit
Im Luftfahrtbereich trägt RFID maßgeblich zur Qualitätssicherung bei. Die Einsatzfelder sind vielfältig und werden aktuell weltweit unterschiedlich intensiv genutzt.
RFID eignet sich für folgende Prozesse:
- Gepäckverfolgung
- Schwimmwesten Inventarisierung an Bord
- Track&Trace in der Luftfracht inkl. Zustandserkennung: Luftfahrtsicherer Status einer Sendung
- Predictive Maintenance in Flugzeug-Wartung und Instandhaltung
- Condition Monitoring von Flugzeugteilen
Zur Entscheidungsfindung „RFID ja oder nein“, macht es keinen Sinn die Stückkosten eines RFID Labels mit denen eines Barcodeaufklebers an einer Kofferbanderole zu vergleichen. Schließlich geht es um das große Ganze, das RFID prozessseitig komplett verändert. Die Automatisierung bringt in erster Linie wirtschaftliche Vorteile: Geschwindigkeit in der Abfertigung, Fluggastzufriedenheit und jährliche Kosteneinsparungen im Millionenbereich.
Nicht nur in den USA setzen immer mehr Flughafenbetreiber und Airlines auf RFID, weil die Technologie erschwinglicher geworden ist und manuelle Korrekturen im Gegenzug erheblich teurer. Das hängt auch mit knappen Personalressourcen zusammen. Bestehendes Personal soll effizient eingesetzt, digital unterstützt und von automatisierten Prozessen profitieren. Ein Projekt-ROI sieht heute ganz anders aus, als noch vor einigen Jahren. RFID lohnt sich in vielerlei Hinsicht.